Rücktrittsschreiben von Thomas Fuchs
Sehr geehrter Herr Stadtratspräsident
Oscar Wilde sagte es einmal treffend: «Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muss mittelmässig sein, wenn man beliebt sein will.» In diesem Sinne darf ich es als persönlichen Erfolg verbuchen, wenn einige meinen Abschied nun begrüssen oder ihn in der Reitschule gar ausgiebig feiern werden.
Nach reiflichen Überlegungen habe ich mich entschlossen, mein Amt als Stadtrat der Bundesstadt früher als geplant niederzulegen. Mein letzter Rücktritt aus diesem Rat liegt bereits 21 Jahre zurück.
Der schlechte Stil von Links hat sich in dieser Zeit leider noch verstärkt. Man hört 2023 einander noch weniger zu als 2002. Daran wird auch eine allfällige Eingemeindung von Ostermundigen nichts ändern, aber noch haben es die Ostermundiger ja selber in der Hand, diesem demokratiepolitischen Unort fernzubleiben. Am schlimmsten fand ich in den vergangen Jahren jedoch, dass unterdessen selbst die absurdesten Ideen in diesem Rat eine Mehrheit finden. Ja man ist sogar so weit, dass kriminelle Tätigkeiten verharmlost oder gar gutgeheissen werden.
Vermissen werde ich insbesondere die Diskussionen mit den vernünftigen und gesprächsbereiten Mitgliedern der rot-grünen Ratshälfte und mit denjenigen Leuten, welche nicht jeden Vorstoss der bürgerlichen Minderheit zum Voraus als unbrauchbar ablehnen. Die Zahl derjenigen Personen ist gegenüber 2002 leider auf ein noch kleineres Grüppchen zusammengeschmolzen. Und diese wenigen Vertreter des offenen Meinungsaustausches geraten in den eigenen rot-grünen Reihen zunehmend unter Druck. Die linksgrüne Toleranz bewegt sich unterdessen in Bahnen, die enger als ein Velostreifen sind.
Vorbildlich war in diesem Zusammenhang mehrheitlich die Arbeit in der RWSU (Kommission für Ressourcen, Wirtschaft, Sicherheit und Umwelt). Schade ist diese Zusammenarbeit im Stadtrat nur selten möglich und oft nur auf Stufe Gemeinderat praktiziert worden.
So oder so, das politische Leben geht weiter – die Stadt Bern wird finanziell jedoch noch weit grössere Probleme erhalten, als dies heute bereits der Fall ist, da nützen alle Sparprogramme nichts mehr. Aber solange man es sich leisten kann, teure Baulandparzellen für Kinderspielplätze und Begegnungszonen im Industriequartier zu kaufen, man dem städtischen Denkmalpfleger wie Gott huldigt und Steuergelder mit beiden Händen ausgibt, habe ich nicht wirklich bedauern.
Ich wünsche allen Ratskolleginnen und Ratskollegen (die mit Genderstern sind natürlich mitgemeint, immerhin erhalten sie ja im Lorrainebad bald eine eigene Liegewiese) sowie dem Gemeinderat in der Erfüllung der für Bern wichtigen und vielseitigen Aufgaben viel Kraft und Erfolg.
Bedanken möchte ich mich bei den Fraktionsmitgliedern der SVP sowie bei den verbleibenden bürgerlichen Vertreterinnen und Vertretern für die in Teilen gute Zusammenarbeit und deren Kampf um gesunde Stadtfinanzen, den Erhalt der letzten Parkplätze, der Anliegen von Hauseigentümern und der Gewerbler sowie derjenigen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit gesundem Menschenverstand.
Ich konzentriere mich nun auf mein Grossratsmandat sowie auf die finanzielle Unterstützung von bürgerlichen Abstimmungs- und Wahlkampagnen. Sie werden also meinen Namen dereinst in den öffentlichen Listen der städtischen Politikfinanzierung wiederfinden.
Nötigenfalls werde ich zu einem späteren Zeitpunkt wieder antreten und eines Tages in den Stadtrat zurückkehren um zu prüfen, ob die Klimasekte Vernunft angenommen hat. Man soll die Hoffnung ja bekanntlich nie aufgeben.
In diesem Sinne verbleibt mit freundlichen Grüssen
Thomas Fuchs
Grossrat/Stadtrat